Als Züchterin liegt mir das langfristige Wohl meiner Kitten und Katzen ganz besonders am Herzen. Eine liebevolle Umgebung allein reicht nicht aus – auch die soziale Konstellation im neuen Zuhause muss stimmig sein. Denn Katzen sind sehr individuelle Wesen mit eigenen Bedürfnissen und Grenzen. Damit sie sich wohlfühlen, ist ein passender Katzenpartner oft entscheidend.
So viel Nähe und Aufmerksamkeit ein Mensch auch geben kann – er ersetzt keinen gleichaltrigen, sozial passenden Katzenpartner. Gerade im Kittenalter lernen junge Katzen im Spiel miteinander wichtige soziale Fähigkeiten, die kein Mensch nachahmen kann: Grenzen erkennen, Körpersprache lesen, das Wechselspiel zwischen Nähe und Rückzug. Auch erwachsene Katzen profitieren davon, sich auf Augenhöhe austauschen zu können – mit einem Gegenüber, das ihre Sprache versteht.
Natürlich wird im neuen Zuhause viel gekuschelt, gespielt und geliebt – aber kein Mensch jagt einer Katze hinterher bis auf den obersten Kratzbaum, wenn sie ihre „fünf Minuten“ hat. Und auch das spielerische Raufen, das für die soziale Entwicklung so wichtig ist, lässt sich nicht durch Hände oder Füße ersetzen. Letzteres sollte ohnehin vermieden werden: Was im Kittenalter noch niedlich wirkt, kann später zu unangenehmen oder sogar schmerzhaften Situationen führen. Genau deshalb braucht es einen passenden Sozialpartner – für Spiel, Kommunikation und gesunde Entwicklung.
Alter, Aktivitätslevel, Charakter und auch die bisherige Haltung beeinflussen das Zusammenleben von Katzen maßgeblich. Manche Kombinationen sind harmonisch, andere hingegen führen auf Dauer zu Spannungen oder Rückzug. Genau hinzusehen, bevor ein Kitten auszieht, ist deshalb für mich selbstverständlich.
Ein energiegeladenes, neugieriges Kitten trifft auf eine ruhige Senior-Katze – das ist selten eine harmonische Kombination. Das Jungtier sucht einen aktiven Spielpartner und bringt viel Bewegung ins Haus, während der ältere Mitbewohner meist deutlich mehr Ruhe benötigt. Die Folge sind oft Frust, Rückzug oder ständiger Stress – was im schlimmsten Fall sogar gesundheitliche Folgen haben kann.
Deshalb vermittle ich kein einzelnes Kitten in einen Haushalt mit deutlich älteren Katzen – selbst wenn der Senior noch verspielt wirkt. Das Energielevel ist schlicht ein anderes.
Was hingegen gut funktionieren kann, ist die Kombination zwei Kitten zu einem Senior. Die Jungtiere toben miteinander, fordern sich gegenseitig heraus und können ihre Energie sinnvoll abbauen. Der Senior muss sich nicht ständig einbringen, darf sich zurückziehen – oder einfach als gemütlicher Kuschelpartner Teil der kleinen Gemeinschaft sein.
Ob ein Kater und eine Kätzin gut miteinander auskommen, hängt nicht nur vom Geschlecht ab. Viel wichtiger sind Charakter, Temperament und wie die Tiere „ticken“. Es gibt Paare, bei denen es wunderbar funktioniert – und andere, bei denen der Alltag dauerhaft unausgewogen ist. Gerade in einer Zweierkonstellation ist es entscheidend, ob beide ähnliche Bedürfnisse und ein kompatibles Spielverhalten mitbringen.
Ich vergleiche das gerne mit Jungen und Mädchen im Kindergartenalter: Während Mädchen eher Fangen, Verstecken oder mit Puppen spielen, sind Jungen oft körperlicher unterwegs – sie raufen und kabbeln sich mit voller Energie. Bei Katzen ist das ganz ähnlich. Kätzinnen spielen meist mit Abstand und mehr Kontrolle, während Kater sich mit viel Körpereinsatz austoben wollen.
Dieses wilde, körperliche Spiel kann für Kätzinnen schnell zu viel werden. Sie reagieren mit Fauchen, Brummen oder Rückzug – doch nicht jeder Kater nimmt solche Signale ernst. Das führt dazu, dass die Katze gestresst ist, während der Kater seine Energie nicht loswird. Beide Seiten sind frustriert.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sehr eine passende Ergänzung helfen kann: Mein Kater Yankee lebte anfangs mit meiner ruhigen Vivi zusammen. Mit der Zeit wurde er ihr zu wild – sie war ständig auf der Hut. Als später Kater Bayou dazukam, fand Yankee endlich einen gleichgesinnten Raufkumpel. Doch für Vivi war der Grundstein für vorsichtige Distanz bereits gelegt.
Natürlich gibt es Ausnahmen – ruhige Jungs und rauflustige Mädchen. Aber gerade bei nur zwei Katzen sollte die Auswahl mit viel Bedacht getroffen werden. In größeren Gruppen ist es oft einfacher: Dort gibt es mehrere mögliche Partner, und jedes Tier kann sich die passenden Spielgefährten selbst wählen. So entstehen meist ausgeglichenere und entspanntere Beziehungen.
Maine Coons gelten als ausgeglichen, sozial und eher sanft. Andere Rassen sind möglicherweise temperamentvoller oder kommunizieren anders. Wenn zwei Katzen nicht dieselbe „Sprache“ sprechen, kommt es schnell zu Missverständnissen oder Rückzug. Ich achte daher besonders darauf, dass Temperament, Charakter und Rasse zueinander passen.
Bei der Auswahl eines passenden Zuhauses berücksichtige ich:
Alter und Entwicklungsstand
Aktivitätsniveau und Charakter
bisherige Haltung (Einzelkatze, Gruppe etc.)
vorhandene Rasse(n)
Oft ist es sinnvoll, gleich zwei Wurfgeschwister oder altersnahe Tiere gemeinsam abzugeben. Das sorgt für ausgeglichene, sichere Katzen, die sich gut entwickeln können.
Die Verantwortung für jedes einzelne Kitten endet für mich nicht mit der Abgabe. Wenn ich das Gefühl habe, dass eine geplante Haltung dem Tier langfristig nicht guttut, lehne ich eine Vermittlung auch freundlich ab. Lieber einmal mehr erklären – als später Probleme beheben müssen.
Jede Haltungssituation ist individuell. Gerne bespreche ich im Vorfeld, welche Kombinationen möglich und sinnvoll sind – auch, wenn bereits Katzen vorhanden sind. So entsteht eine stabile Basis für ein glückliches Miteinander.